Elektroautos helfen uns nicht weiter

Einige Öko-Aktivisten, die es sich leisten können, trennen sich nun von ihrem töffelnden Benzin- oder feinstaubigen Dieselfahrzeug und steigen auf ein leise surrendes Elektroauto um. Beliebt ist zum Beispiel der BMW i3. Wer hässliche Autos nicht leiden kann und noch mehr Geld ausgeben will, steigt in einen Tesla um.

Die Freude am Fahren sei ihnen gegönnt. Aber die bittere Erkenntnis, dass sie sich einer großen Illusion hingeben, steht ihnen noch bevor. Denn Elektroautos sind keineswegs so umweltfreundlich, wie uns die Nullemissionswerbung weismachen will. Eine einfache Überschlagsrechnung führt zu dem Ergebnis, dass die Elektromobilität so viel Solarstrom braucht, dass am Ende nichts mehr übrig bleibt, um den Kohlestrom aus dem Netz zu verdrängen. Der Kohlendioxidausstoß wird nicht weniger werden, sondern vielleicht sogar noch zunehmen.

Denn die Annahme, dass Elektroautos deutlich weniger Energie brauchen als Benziner, ist unrealistisch. Nur Idealisten wollen gemütlich durch die Gegend gondeln und sich mit 8 Kilowattstunden pro 100 Kilometer begnügen. Die meisten wollen etwas anderes. Wenn sie sich schon dazu herablassen, vom Turbodiesel oder Zweitonnen-SUV auf ein Elektroauto umzusteigen, dann wollen sie lieber einen Tesla fahren als sich in einen Spar-Elektroauto zu zwängen. Sie wollen ein Fahrzeug haben, das ihnen genauso viel Beschleunigung, Geschwindigkeit und Komfort bietet wie sie es gewohnt sind.

Dann genügen 8 oder 10 Kilowattstunden nicht mehr, sondern man braucht eher 30 pro 100 Kilometer, wie die Erfahrung mit dem Tesla lehrt. Im Winter noch deutlich mehr, weil das Fahrzeug elektrisch geheizt werden muss – es sei denn, man ist überwiegend in Kalifornien unterwegs, wie uns die Werbung vorgaukelt, auf die so viele hereinfallen. Leider ist es in Deutschland meist kälter als in Kalifornien. Und niemand will mit Pudelmütze und Fausthandschuhen am Steuer sitzen.

Tesla-Ladesäule

Die 30 Kilowattstunden sind also eher die untere Kante der Bandbreite, in der sich der Strombedarf der zukünftigen, ebenso flotten wie komfortablen Elektroautos bewegt. Aber selbst wenn man nur 30 Kilowattstunden in die Rechnung einsetzt, ergibt sich aus einer durchschnittlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern pro Jahr ein jährlicher Strombedarf für die elektrische Freude am Fahren von 4.500 Kilowattstunden. Unter der Annahme, dass der Bestand innerhalb von 15 Jahren auf 10 Millionen Fahrzeuge anwächst, müssen 45 Milliarden Kilowattstunden jährlich erzeugt werden, um den Bedarf zu decken. Diese Strommenge muss regenerativ erzeugt werden, sonst hat das Ganze keinen Sinn.

Das ist noch etwas mehr als die Strommenge, die alle Solarstromanlagen in Deutschland jährlich produzieren. Anstatt den Kohlestrom aus dem Netz zu verdrängen, wird der Solarstrom gebraucht, um die angeblich umweltfreundliche elektrische Fortbewegung zu ermöglichen. Die Kohlekraftwerke werden also unvermindert Kohlendioxid in die Luft blasen.

In 15 Jahren wird es sicherlich mehr Solarstrom im Netz geben. Aber am Ende wird es auch mehr als 10 Millionen Elektroautos geben, denn die Elektromobilität wird in Verbindung mit dem automatisierten Fahren dem privaten Nah- und Fernverkehr noch einmal einen kräftigen Schub geben. Wir werden im Jahr 2040 vielleicht schon 50 Millionen E-Fahrzeuge in Deutschland sehen, die Tag und Nacht Strom aus dem Netz saugen.

Der Energiehunger der elektrischen Mobilität wird alle bisherigen Energiewendekonzepte zum Einsturz bringen. Wir müssen also über unsere Ansprüche und unseren Konsum nachdenken. Die Verheißung, dass die erneuerbaren Energien uns ein verschwenderisches Leben wie bisher ermöglichen, nur ohne Emissionen und total umweltfreundlich, ist eine große Illusion. Wir müssen uns davon verabschieden.

Detlef Koenemann